Was ist eine Dysgnathie?
Das Wort Dysgnathie ist ein medizinischer Fachbegriff, unter dem Fehlstellungen, Fehlbildungen oder Deformationen der Kiefer zusammengefasst werden. Bei einer Dysgnathie handelt es sich um eine skelettale Abweichung der Kiefer von der Norm. Sowohl der Ober- als auch der Unterkiefer können im Rahmen einer Dysgnathie betroffen sein.
Einige typische Dysgnathieformen sind:
- Retrognathie: Rücklage eines Kiefers
- Prognathie: vorstehender Kiefer
- Micrognathie: zu kleiner Kiefer
- Makrognathie: zu großer Kiefer
- Laterognathie: zur Seite abweichender Kiefer
- skelettal offener Biss: vorne stark auseinander gewachsene Kiefer
- skelettaler Tiefbiss: vorne stark aufeinander zugewachsene Kiefer
Häufig geht die Dysgnathie mit einer Dysharmonie oder Asymmetrie der Gesichtsproportionen einher. Grund dafür ist das skelettale Ungleichgewicht. So erkennt man beispielsweise eine Retrognathie des Unterkiefers im Profil durch ein fliehendes Kinn. Die Prognathie des Unterkiefers hingegen zeichnet sich durch ein vorstehendes Kinn aus. Der skelettal offene Biss äußert sich durch ein vergrößertes unteres Gesichtsdrittel. Der skelettal tiefe Biss geht mit einem verkürzten unteren Gesichtsdrittel einher.
Dysgnathie-Behandlung mit Kiefer-OP
Bei der klassischen Dysgnathie-Behandlung wird die Abweichung auf Kieferebene therapiert. Man spricht hier von einer sogenannten „kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgischen“ Behandlung. Solch ein Therapiekonzept erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Disziplinen Kieferorthopädie und Kieferchirurgie.
Der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg korrigiert die Kiefer-Fehlstellung mittels chirurgischer Maßnahmen. Diesen Teil der Behandlung nennt man in der Fachsprache „Umstellungsosteotomie“. Der Kieferorthopäde sorgt im Rahmen der kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgischen Dysgnathie-Behandlung mit einer Zahnspange dafür, dass der obere und der untere Zahnbogen bei korrigierter Kieferstellung harmonisch zueinander passen.
Alternative zur Kiefer-Operation bei Dysgnathie
Bei leichten bis moderaten Dysgnathien kann die dentale Kompensation eine Alternative zur chirurgischen Umstellungsosteotomie darstellen. Ein solches Therapiekonzept sieht statt einer chirurgisch beseitigten Kieferfehlstellung eine gezielte Zahnbewegung vor. So kann beispielsweise ein durch Unterkiefer-Rücklage (mandibuläre Retrognathie) verursachter großer Überbiss in manchen Fällen durch Bewegung aller oberen Zähne nach hinten kaschiert werden. Weil die zugrundeliegende Kiefer-Fehlstellung weiterhin besteht, aber nicht mehr so offensichtlich ist, nennt man diese Art der Dysgnathie-Behandlung auch „Camouflage-Behandlung“.